»Jüdisches Leben in Waltrop sichtbarer zu machen« ist das erklärte Ziel eines wahrhaft außergewöhnlichen Projektes, in welches gleich mehrere engagierte Menschen, unter anderem auch aus weiterführenden Waltroper Schulen, aktiv involviert sind. Seit zweieinhalb Jahren verfolgt ein Arbeitskreis das Ziel, den »Alten Jüdischen Friedhof« an der Hilberstraße durch eine Neugestaltung wiederherzustellen. Auch Wolfgang Bollrath vom gleichnamigen Waltroper Unternehmen für Stahl‑, Metallbau und Sicherheitstechnik hat sich spontan bereit erklärt, mit anzupacken und die Bemühungen von Pädagoge Michael Ogiermann von der GEsamtschule Waltrop, Jugendliche früh mit dem Handwerk bekannt zu machen, zu unterstützen.
24.02.2023 – Istzustand am »Alten Jüdischen Friedhof« an der Waltroper Hilberstraße. Es gibt mehrere wunderbsare Ansätze, diesen geschichtsträchtigen Ort zu einer würdigen Gedenkstätte werden zu lassen, unter anderem durch ein neues Entrée – Foto: AINFACH.com
Konkret geht es zunächst einmal um den Neubau des Eingangstores zum »Alten Jüdischen Friedhof«. Hierzu legten Schülerinnen und Schüler aus den Abschlussklassen der GEsamtschule Waltrop unter Anleitung ihrer Kunstlehrerin Silvia Klein im Rahmen eines Ideenwettbewerbs insgesamt sechs wunderbare und höchst kreative Entwürfe vor, die sowohl dem Arbeitskreis, als auch den zuständigen städtischen Gremien vorgestellt wurden und große Anerkennung fanden. Im nächsten Schritt mussten die von den Schülerinnen und Schülern gezeichneten Entwürfe in technisch umsetzbare und maßstabsgetreue Entwürfe verwandelt werden.
21.03.2023 – Pädagoge Michael Ogiermann (GEsamtschule Waltrop, links) und Unternehmer Wolfgang Bollrath vom gleichnamigen Waltroper Unternehmen für Stahl‑, Metallbau und Sicherheitstechnik) bei einem der zahlreichen Planungsgespräche – Foto: AINFACH.com
Als Wolfgang Bollrath, der mit seinem Betrieb mit weit über 100 Jahren selbst auf eine lange Tradition verweisen kann, von dieser Idee hörte, bot er seine Unterstützung an: „Wir machen das! Wir freuen uns, das Projekt mit unserem Handwerksbetrieb maßgeblich mitgestalten zu dürfen!”
So sollen Zaun und Eingangstor am »Alten Jüdischen Friedhof« schon sehr bald aussehen. Zeichner, Planer und Konstrukteur Robert König hat den finalen Schülerentwurf professionell umgesetzt – Ansicht: Robert König / BOLLRATH
Am Ende fiel die Wahl auf den Entwurf mit der Nummer »6«, was den nächsten Protagonisten ins Spiel brachte, nämlich Zeichner und Planer Robert König, früher in Diensten der Firma BOLLRATH und daher auf dem kürzesten Dienstweg mit der Aufgabe betraut, die Schülerzeichnung professionell umzusetzen und damit das Projekt maßgeblich auf die Schiene zu bringen.
29.03.2023 – Trafen sich am Ort des Geschehens, dem »Alten Jüdischen Friedhof« an der Hilberstraße: V.l. Robert König (Planer, Zeichner, Konstrukteur), Wolfgang Bollrath (BOLLRATH Stahl- und Metallbau), Thomas Uhl und Michael Weinrauter (beide Geschäftsführung H‑T‑M) – Foto: AINFACH.com
H‑T‑M kümmert sich um das Mauerwerk
Um den Bau des Mauerwerks kümmert sich das lokale Unternehmen H‑T‑M, vertreten durch die beiden Geschäftsführer Thomas Uhl und Michael Weinrauter. Am 29. März 2023 traf man sich gemeinsam am »Alten Jüdischen Friedhof«, um die Planungsgespräche zu intensivieren und die Ziegelsteine für die beiden Mauertürme auszuwählen.
»ZdI Technikzentrum Waltrop«
Michael Ogiermann setzt sich als Vertreter der GEsamtschule Waltrop gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen sowie seinen Schülerinnen und Schülern nicht nur mit der allgemeinen jüdischen Geschichte intensiv auseinander, er bringt ihnen auch aktiv das Handwerk näher. In diesem Zusammenhang rief er bei sich das erste »ZdI Technikzentrum« an einer Schule in Nordrhein-Westfalen überhaupt ins Leben (»ZdI« steht hierbei für »Zukunft durch Innovation«). Auch auf dieser Ebene kooperiert er mit dem Unternehmen BOLLRATH.
GEsamtschule Waltrop geht neue Wege
„Handwerksbetriebe suchen krampfhaft Nachwuchs und stellen fest, dass traditionelle Jobforen oder Messen für die Akquise von Azubis und jungen Mitarbeitenden nicht mehr zeitgemäß sind”, betont Ogiermann, der in Sachen Berufsorientierung gemeinsam mit seinem Team einen vollkommen anderen Ansatz wählen möchte: „Wir gehen den umgekehrten Weg und bringen junge Menschen aktiv in die interessierten ortsansässigen Handwerksbetriebe, um sie dort direkt in eine Ausbildung oder gar eine sofortige Festanstellung zu führen. Der frühe Kontakt zu Handwerkern, Meistern und Selbstständigen nimmt jungen Menschen die Angst vor Veränderungen und zeigt ihnen selbst, den Betrieben und am Ende auch der Stadt Waltrop eine entsprechende Perspektive auf!”, ist Ogiermann zu recht stolz auf das »Leuchtturmprojekt«, welches auch bei Waltrops erstem Bürger, Marcel Mittelbach, großes Interesse weckt und entsprechende Unterstützung erfährt.
11.05.2023 – Die ersten Bauteile sind an der Sandstraße bei der Firma BOLLRATH eingetroffen. Hier wird Metallbau-Meister Markus Pelkmann in Kürze — unterstützt von drei Schülern der GEsamtschule Waltrop — die neue Toranlage des Alten Jüdischen Friedhofs fertige. Großen Dank richteten alle Beteiligten an die Firma HBL aus Ahlen, die sich dankenswerterweise um die Fertigung und Lieferung zahlreicher Elemente gekümmert hat – Foto: BOLLRATH
Schüler der GEsamtschule voll eingebunden
Astrid Fuhrmann, leitende Direktorin der GEsamtschule Waltrop und Pädagoge Michael Ogiermann staunten nicht schlecht, als sie am Dienstag, 16. Mai 2023 die Werkstatt des Waltroper Stahl- und Metallbauunternehmens BOLLRATH betraten, um sich einen Eindruck von der Fertigung des neuen Entrées zu verschaffen. Besonders gespannt waren die beiden Repräsentanten der Schule natürlich auf drei ihrer Schüler, die aktiv am Projekt mitarbeiten sollten.
16.05.2023 – Hinten von links: Metallbau-Meister Markus Pelkmann, Robert König (Planer, Zeichner, Konstrukteur), Astrid Fuhrmann (leitende Direktorin der GEsamtschule Waltrop), Michael Ogiermann (Pädagoge GEsamtschule Waltrop) und Unternehmer Wolfgang Bollrath. Vorne von links: die Schüler Cassian Tjark Böke, Phil Balke und Niklas Jean-Luc Wenzlaff – Foto: AINFACH.com
Begeisterung für das Handwerk
Drei Schüler der GEsamtschule Waltrop wurden von Metallbaumeister Markus Pelkmann voll in die Fertigung der einzelnen Tor-Elemente eingebunden und um es gleich vorwegzunehmen: Phil Balke, Niklas Jean-Luc Wenzlaff und Cassian Tjark Böke waren mit Feuereifer dabei und machten ihre Sache sehr gut. Mehr noch: alle drei können sich sehr gut vorstellen, später einmal das Handwerk des Metallbauers zu erlernen.
16.05.2023 – Sie wurden bei BOLLRATH in alle Arbeitsabläufe der Fertigung aktiv eingebunden und durften sogar schweißen: Phil Balke, Niklas Jean-Luc Wenzlaff und Cassian Tjark Böke, allesamt Schüler der GEsamtschule Waltrop – Foto: AINFACH.com
Großen Dank richteten alle Beteiligten an die Firma HBL aus Ahlen, die sich dankenswerterweise um die Fertigung und Lieferung zahlreicher Elemente gekümmert hat.
16.05.2023 – Metallbau-Meister Markus Pelkmann und Robert König (Planer, Zeichner, Konstrukteur) zeigen Astrid Fuhrmann (leitende Direktorin der GEsamtschule Waltrop) die Davidsterne, die final am Tor installiert werden. Das Hexagramm-Symbol gilt als Symbol des Judentums – Foto: AINFACH.com
Demontage der alten Toranlage
Am Mittwoch, 17. Mai 2023 nahmen die Metallbaumeister des Unternehmens BOLLRATH Stahl- & Metallbau, Markus Pelkmann und Rudi Kuhn, gemeinsam mit den Schülern Phil Balke und Cassian Tjark Böke die Demontage der alten Toranlage am »Alten Jüdischen Friedhof« vor.
17.05.2023 – Kümmerten sich um die fachgerechte Demontage der alten Toranlage am »Alten Jüdischen Friedhof« an der Waltroper Hilberstraße: Die beiden Metallbau-Meister Rudi Kuhn (links) und Markus Pelkmann (2.v.r.) sowie Phil Balke und Cassian Tjark Böke – Foto: AINFACH.com
„Die Hauptarbeiten haben unsere beiden Nachwuchskräfte erledigt”, schwärmte Markus Pelkmann vom Eifer und der Lernbereitschaft der beiden fleißigen Schüler. „Eigentlich haben mein Kollege Rudi Kuhn und ich heute nur Taxi gespielt!” In der Tat haben die beiden Schüler der GEsamtschule Waltrop im Rahmen der Demontage die Hauptarbeiten ausgeführt.
17.05.2023 – Metallbau-Meister Rudi Kuhn betreute die Demontage der alten Toranlage fachmännisch und staunte ob der Selbstständigkeit der beiden engagierten GEsamtschüler Cassian Tjark Böke (links) und Phil Balke nicht schlecht – Foto: AINFACH.com
Der WDR zu Gast bei BOLLRATH
24. Mai 2023 — 14 Uhr. Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) besucht das Unternehmen BOLLRATH in Waltrop und sorgt für die ersten Aufnahmen. Das mittlerweile eingespielte Team, bestehend aus den drei Jungs Phil, Cassian, Niklas, Meister Pelkmann und seinen Mitarbeitern, ging sofort an die Arbeit und produzierte blitzschnell authentische Arbeitsatmosphäre.
Der Redakteur vom WDR hatte vor Ort leichtes Spiel, er musste praktisch nur noch »draufhalten«. Die Akteure lieferten eine Reihe von O‑Tönen und auch Schulleiterin Astrid Fuhrmann sowie Planer und Zeichner Robert König gaben ein Statement ab. Nach gut zwei Stunden waren alle Bilder im Kasten und der Vorbericht abgedreht.
Am 20. Juni werden die Dreharbeiten bei der Aufstellung der neuen Toranlage am »Alten Jüdischen Friedhof« um 10 Uhr fortgeführt. Der Film zum Projekt wird dann bei der »Lokalzeit Dortmund« zu sehen sein.
Einbau des neuen Entrées
Am Dienstag, 20. Juni 2023 wurde final das neue Entrée installiert. Markus Pelkmann, Meister im Hause BOLLRATH, und die drei Schüler der GEsamtschule Waltrop Phil Balke, Niklas Jean-Luc Wenzlaff und Cassian Tjark Böke wurden an diesem ganz besonderen Tag von Geselle Markus Fietz und Malermeister Olaf Hennemann vom »O.H. Malerteam« tatkräftig unterstützt.
20.06.2023 – Warfen vor der Installation der neuen Toranlage einen finalen Blick auf die technischen Zeichnungen: V.l. Olaf Hennemann (O.H. Malerteam), Markus Pelkmann (Meister im Hause BOLLRATH) sowie Geselle Markus Fietz – © AINFACH.com
20.06.2023 – Niklas Jean-Luc Wenzlaff, Cassian Tjark Böke und Phil Balke durften nach erfolgreicher Installation der Toranlage zu recht stolz auf ihre geleisteten Arbeiten sein – © AINFACH.com
Schüler erarbeiteten sich vollstes Vertrauen
Überragend hierbei, dass die »Profis« den drei Schülern bei der Installation des Tores vollstes Vertrauen schenkten. Egal ob es sich um den Transport der Torelemente handelte oder Schraub- und Bohrarbeiten absolviert werden mussten – die Jungs der GEsamtschule zeigten, was sie im Rahmen dieses Projektes in den vergangenen Wochen bei BOLLRATH lernen durften.
20.06.2023 – An einem wahrhaft ereignisreichen Tag stellten sich alle Beteiligten zum Erinnerungsfoto. Stehend v.l. Michael Ogiermann (GEsamtschule Waltrop), Clemens Schmale (Arbeitskreis Jüdisches Gedenken), Markus Fietz (Geselle Firma BOLLRATH), Josef Schneider (Arbeitskreis Jüdisches Gedenken), Unternehmer Wolfgang Bollrath, Astrid Fuhrmann (leitende Direktorin der GEsamtschule Waltrop) und Robert König (Planer, Zeichner, Konstrukteur) sowie vorne v.l. die Schüler Niklas Jean-Luc Wenzlaff, Cassian Tjark Böke und Phil Balke – © AINFACH.com