GEdanken zum Krieg

GEflüster

Schü­le­rin (16). »Re­li­gi­on ist der Seuf­zer der be­dräng­ten Krea­tur, das Ge­müt ei­ner herz­lo­sen Welt, wie sie der ge­lieb­te Geist geist­lo­ser Zu­stän­de ist. Sie ist das Opi­um des Vol­kes.« (Karl Marx, 1818–1883) – Die­ses Zi­tat be­schreibt, was Re­li­gi­on laut Karl Marx ist; näm­lich ein Phä­no­men, wel­ches aus mensch­li­cher Furcht und der Un­wis­sen­heit des Men­schen ent­stand. Wir Men­schen su­chen schon seit ewi­gen Zei­ten nach Ant­wor­ten auf die Fra­ge, wel­che Re­li­gi­on die Be­ste bzw. die Rich­ti­ge ist. Aber gibt es auf die­se Fra­ge eine Ant­wort? Prin­zi­pi­ell ba­sie­ren doch alle Re­li­gio­nen auf den­sel­ben In­hal­ten?! Sind nicht Krie­ge meist aus die­ser Glau­bens­fra­ge und durch Zwie­tracht ent­stan­den? Ein ak­tu­el­les Bei­spiel da­für wäre der Nah­ost-Kon­flikt. Hat die­ser Krieg sei­nen Ur­sprung nicht in der Fra­ge, wem das »Hei­li­ge Land« zu­steht; den Mus­li­men oder den Ju­den?

Es wur­de welt­po­li­ti­scher, im­mer si­gni­fi­kan­ter und bri­san­ter, da sich im­mer mehr Re­gie­rungs­mäch­te ein­misch­ten und ihr Mei­nung zu dem be­stehen­den Kon­flikt äu­ßer­ten. Doch auf die Ent­wick­lun­gen vor Ort ach­te­te da­bei nie­mand. Im Lau­fe der Zeit bil­de­te sich die Ha­mas, eine Ter­ror­grup­pe, wel­che das Ziel ver­folgt, Is­ra­el zu zer­stö­ren. Am 7. Ok­to­ber 2023 grif­fen die Ha­mas u.a. ein Fe­sti­val in Is­ra­el an, be­gin­gen ein Mas­sa­ker und nah­men Gei­seln mit in den Ga­za­strei­fen. Auf­grund des­sen star­te­te Is­ra­el ei­nen bis heu­te noch an­dau­ern­den mi­li­tä­ri­schen An­griff. Ba­sie­rend auf den ak­tu­el­len Er­eig­nis­sen, ent­brann­te wie­der die alte und von Men­schen so wich­ti­ge Fra­ge: Wer ist im Recht? Is­ra­el oder Pa­lä­sti­na?

Über­all auf der Welt ent­stan­den Pro-Pa­lä­sti­na- und Pro-Is­ra­el-Pro­te­ste. Je­der Mensch hat sein Recht auf ei­ge­nen Glau­ben und sei­ne ei­ge­ne Mei­nung, je­doch sind seit die­sem Tag die An­zahl der an­ti­se­mi­ti­sti­schen Straf­ta­ten ge­wach­sen, wie z. B. in Ber­lin, wo ein jü­di­sches Wohn­haus mit Da­vid­ster­nen ge­zeich­net wur­de. In Ber­lin wur­de so­gar ein An­schlag auf eine Syn­ago­ge ver­übt. Ju­den auf der gan­zen Welt füh­len sich er­neut nicht mehr si­cher in ih­rer Hei­mat und wer­den an schreck­li­che ver­gan­ge­ne Zei­ten er­in­nert.

Kriegsszene
© Pix­a­bay

Durch all die­se Ge­scheh­nis­se stellt sich eine wich­ti­ge Fra­ge: Dür­fen wir Un­be­tei­lig­te, ins­be­son­de­re wir Deut­sche, uns über­haupt in die­sen Kon­flikt ein­mi­schen bzw. po­si­tio­nie­ren? Die­se Fra­ge ent­steht durch un­se­re Ver­gan­gen­heit, durch die NS-Zeit, in der we­gen uns Mil­lio­nen Ju­den ihr Le­ben ver­lo­ren ha­ben, ge­äch­tet und auch we­gen ih­res Glau­bens ver­folgt wur­den. Ge­ra­de we­gen die­ser ge­schicht­li­chen Ver­ant­wor­tung ge­gen­über dem jü­di­schen Volk, die wir Deut­schen tra­gen, soll­ten wir an­ders han­deln.

Je­doch dür­fen wir auch nicht die Au­gen vor dem Rechts­ruck durch die is­rae­li­sche Re­gie­rung ver­schlie­ßen. Hier sit­zen vie­le rechts­kon­ser­va­ti­ve Ju­den, wel­che von ei­nem »Groß-Is­ra­el« träu­men. Sie sie­deln sich in pa­lä­sti­nen­si­schen Ge­bie­ten ein, neh­men Men­schen in die­sen Ge­bie­ten ihre Häu­ser, ihr Land und … ihr Le­ben. All die­se ge­nann­ten Um­stän­de ma­chen die ak­tu­el­le Lage zwi­schen bei­den Län­dern und bei­den Re­li­gio­nen noch kom­pli­zier­ter.

Trotz­dem dür­fen wir Men­schen in Deutsch­land auf kei­nen Fall zu­las­sen, dass die­ser Kon­flikt uns hand­lungs­un­fä­hig macht. Wir müs­sen uns so­wohl ge­gen Is­lam­feind­lich­keit als auch ge­gen An­ti­se­mi­tis­mus aus­spre­chen und dür­fen nicht die Au­gen da­vor ver­schlie­ßen. Um noch­mal auf die Fra­ge vom An­fang zu­rück­zu­kom­men: Es gibt kei­ne Re­li­gi­on, die bes­ser oder schlech­ter oder die »Rich­ti­ge« ist. Wenn wir uns in die­ser Fra­ge ver­lie­ren, wird nur noch mehr Hass auf die­ser Welt ent­ste­hen. Viel bes­ser ist es, für­ein­an­der ein­zu­ste­hen, je­dem sei­nen Glau­ben zu las­sen und mit of­fe­nen Au­gen durch die Welt zu ge­hen, denn alle Re­li­gio­nen glau­ben doch an Barm­her­zig­keit, Lie­be und Hoff­nung. Und ha­ben wir nicht aus den Re­li­gi­ons­krie­gen ge­lernt, dass Krie­ge zwi­schen Gläu­bi­gen nie ein gu­tes Ende fin­den?

Karl Marx
© Pix­a­bay

Karl Marx trifft mit sei­ner zeit­lo­sen Aus­sa­ge aus dem Jahr 1843, dass wir uns von der Re­li­gi­on gei­sseln las­sen, ge­nau ins Schwar­ze. Hass ist der fal­sche Weg, um sich zu ei­ni­gen. Hass er­zählt im­mer ge­schei­ter­te Ge­schich­ten, die ei­gent­lich nicht zwangs­läu­fig zum Miss­erfolg ge­führt hät­ten müs­sen, die aber von Men­schen zum Schei­tern ge­bracht wur­den. „Denn ist nicht das, was uns ver­eint, stär­ker als das, was uns ver­meint­lich zer­teilt“? – Zi­tat der Band »Kö­ni­ge und Prie­ster«: „War­um fei­ern wir nicht?“

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GE Hinweise

In un­se­rer Ru­brik »GE­flü­ster« wer­den aus­schließ­lich Bei­trä­ge aus Rei­hen un­se­rer wun­der­ba­ren Schü­le­rin­nen und Schü­ler ver­öf­fent­licht. Gro­ßer Dank geht hier­bei an Nilü­fer Şa­hin, die sich für die Ko­or­di­na­ti­on die­ser Bei­trä­ge so­wie die Schü­ler­re­dak­ti­on ver­ant­wort­lich zeigt und auch die an­schau­li­chen PDFs er­stellt, die un­ter je­dem Bei­trag her­un­ter­ge­la­den wer­den kön­nen.

Aus­zug aus der ge­setz­li­chen Schul­ord­nung (BASS): Schü­ler­zei­tun­gen fal­len nicht un­ter die Ver­ant­wor­tung der Schu­le, son­dern ge­hö­ren zum pri­va­ten Tä­tig­keits­be­reich der Schü­le­rin­nen und Schü­ler. Dar­aus folgt, dass für Schü­ler­zei­tun­gen nicht der für die Schu­le als öf­fent­li­che Ein­rich­tung gel­ten­de Grund­satz der Un­par­tei­lich­keit (§ 2 Ab­satz 8 SchulG) gilt. In Schü­ler­zei­tun­gen kann auch zu po­li­ti­schen Ta­ges­fra­gen Stel­lung ge­nom­men und Par­tei er­grif­fen wer­den. Auch das für die Schu­le gel­ten­de Wer­be­ver­bot (§ 99 Ab­satz 2 SchulG) gilt nicht für Schü­ler­zei­tun­gen, so dass sie auch An­zei­gen Au­ßen­ste­hen­der ent­hal­ten kön­nen.