Der »LSP Geschichte« unseres 12. Jahrgangs kehrte letzte Woche von seiner achttägigen Gedenkstättenfahrt aus dem ostpolnischen Lublin zurück. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Reise in Gegenwart und Vergangenheit beider Länder wurden von Projektkoordinator Uwe Neuhaus, seinem Kollegen Jens Zubala sowie unseren ehemaligen Kollegen Thomas Kniesel und Berthold Weber betreut und begleitet. Auf polnischer Seite sorgten Agata Barsczewska und Aneta Sliwka für die herzliche Gastfreundschaft und zahlreiche Begegnungen zwischen den Jugendlichen beider Schulen.
»LSP1« mit Jens Zubala, Agata Barsczewska
und Aneta Sliwka auf der Treppe
vor dem Rathaus in Zamosc
Bereits seit 1998 besteht dieser lebendige Austausch zwischen den Oberstufen unserer GEsamtschule und dem »Lyzeum Lublin«. Berthold Weber, langjähriger Koordinator und Mitinitiator dieses Jugendaustauschprogramms, betonte, dass mit den gegenseitigen Besuchen der Gedanke der Völkerverständigung und ein effektiver Wissenstransfer über den zweiten Weltkrieg und den Holocaust ermöglicht werden. Das gegenseitige Kennenlernen des Alltags und die Thematisierung der deutsch-polnischen Geschichte wirken dabei ergänzend. Auf polnischer Seite steht eine lebendige und moderne Großstadt mit ihren vielen jungen Menschen in Kontrast zu dem Ort des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Lublin-Majdanek im Zentrum der Reise.
Stadtführung mit Wieslaw Wysok (stellv. Leiter
des Museums Gedenkstätte Majdanek)
Die heutige Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers stand auch beim diesjährigen Besuch im Zentrum verschiedener Workshops und Aktionen. Dabei standen filmische Zeitzeugenberichte, Exponate und Dokumente ebenso zur Verfügung wie Führungen und Begegnungen mit Menschen, die die Erinnerungskultur in Lublin prägen und pflegen. Ergänzt wurde das Programm mit einer Stadtführung durch den stellvertretenden Leiter der Gedenkstätte Majdanek, Herrn Wieslaw Wysok und einem Besuch der Gedenkstätte Sobibor. „Besonders dieser Besuch vertiefte das Verständnis des Ausmaßes der systematischen Vernichtung menschlichen Lebens durch die deutsche Seite“, betonte Sofia Gracanin aus dem »LSP 1«.
Impression von der Stadtführung vor einem
Teil des Geländes (Grünflächen) des
ehemaligen jüdischen Ghettos in Lublin
So erfuhren die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer, dass die in die Geschichte als »Aktion Reinhardt« eingegangene systematische Ermordung aller Juden und Roma des Generalgouvernements im deutsch besetzten Polen während des Zweiten Weltkrieges zwischen Juli 1942 und Oktober 1943 etwa 1,6 bis 1,8 Millionen Juden sowie rund 50.000 Roma das Leben kostete. Dass vor diesem unbegreiflichen Ausmaß des Verbrechens eine Aussöhnung und eine gemeinsame europäische Zukunft der Menschen beider Länder möglich sind, beruht auch auf solchen Begegnungen und der Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer auf beiden Seiten. Der Gegenbesuch der polnischen Schülerinnen und Schüler ist bereits geplant und wird neben dem Besuch der Partnerstadt Münster auch ein umfangreiches Programm aus Gegenwart und Geschichte für unsere Gäste bereithalten. Dann heißt es: »Witamy w Waltrop!« (»Willkommen in Waltrop!«)