„Sechs Prozent können wir uns nicht leisten!” – dies war Konsens letzte Woche beim Business Talk mit dem Titel »Vom Gamer zum Changer«. Zu diesem waren Vertreter von engagierten Betrieben, Schulen und Initiativen zu einer lockeren Gesprächsrunde, u.a. mit Schulministerin Dorothee Feller von der BA Recklinghausen, eingeladen. Auch die GEsamtschule Waltrop gehörte mit ihren vielfältigen und erfolgreichen Projekten im Bereich des Übergangsmanagements zu den Geladenen.
Überzeugende Perspektiven schaffen
Wie können wir es gemeinsam schaffen, dass unsere Jugendlichen ihre Schulen mit einer für sie überzeugenden Perspektive verlassen und einen Plan für Ihr Leben entwickeln? Traurige Realität ist, dass Tausende Jugendliche jährlich ihre Schulen ohne Perspektive, teilweise ohne jeglichen Abschluss verlassen. Die Bertelsmann Stiftung ermittelte eine Zahl von 6,2 Prozent pro Jahr. Der Chef der Arbeitsagentur Recklinghausen, Frank Benölken, gab dieser schmerzlichen Realität zusätzlichen Nachdruck durch den Umstand, dass datenschutzrechtliche Bestimmungen genaue Zahlen gar nicht zulassen.
Geduld und Ausdauer sind gefragt
Es gibt viel zu tun und Schulministerin Feller konnte berichten, dass sie die Thematik offensiv angeht. Im Bereich der angesprochenen Datenschutzproblematik wurde NRW bundesweit Vorreiter und regelte die Vernetzung der Informationswege im Übergang. Im Bereich der Ausbildung von Grundfähigkeiten bei Schülern und der Lehrerversorgung gibt es jedoch drastische Probleme, die nicht im Schnelldurchgang gelöst werden können. Es geht nur gemeinsam und mit dem notwendigen Respekt und dem Verständnis der jeweiligen Seiten füreinander.
Individuelle Betrachtungsweise
Dabei müssen die Jugendlichen mit ihren teilweise komplexen und schwierigen Geschichten als Individuen gesehen und verstanden werden. Es geht bei diesen Jugendlichen darum eine Tür zu zeigen, sie wahrzunehmen, zu öffnen und dann hindurchzugehen. So beschrieb ein Gesprächsteilnehmer die Herausforderung. Unsere Schule zeigt solche Türen auf, öffnet sie gemeinsam mit den Jugendlichen und geht auch die ersten Schritte auf dem Weg.
»GEmeinsam ins Leben«
So fanden in dieser Woche wieder zwei spannende Workshops im und mit dem Technikzentrum statt. Am Dienstag ging es für 15 Interessierte zur Fahrradschmiede »Hase bikes« auf das Betriebsgelände der Firma auf der Zeche Waltrop. Feinmechanik und Präzision standen auf dem Programm. Noch nicht der Bau von Liegerädern, sondern das Anfertigen von Metallflöten stand auf dem Unterrichtsplan. Die benötigten Fähigkeiten und Maschinen waren jedoch identisch. Feingefühl, Genauigkeit gepaart mit Ausdauer waren gefordert – Skills, die bei Gamern Voraussetzung für den Erfolg bzw. das nächste Level sind! Damit sind wir genau beim Thema. Wie gelingt es uns bei Jugendlichen vorhandene Interessen und Fähigkeiten so aufzugreifen, dass sie nutzbringend für den Menschen und die Gesellschaft werden?
Metallbau Lamprecht
Jörg Wolny und seine »Ausbildungsbeauftragte« Lena Schneider von Metallbau Lamprecht bearbeiten diese Herausforderung schon etwas länger. So war es für das Dattelner Metallbauunternehmen ein logischer Schritt, Teil des Technikzentrums zu sein und gestern, trotz personeller Schwierigkeiten den geplanten 4. Fensterbauworkshop durchzuführen. Der Chef höchstpersönlich kam mit und führte neben den praktischen Arbeiten intensive und spannende Gespräche mit den Teilnehmenden.
Erstmalig waren auch Jugendliche der Willy Brand Gesamtschule aus Castrop-Rauxel unter den »Nachwuchsfensterbauern«. Jörg Wolny betonte, dass die persönliche Ebene und die jeweilige Lebenssituation der Jugendlichen zu beachten und auch zu bearbeiten sind. „Unser Unternehmen wird von Menschen gemacht und unser Erfolg hängt daher eng mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen. Wenn wir uns am Anfang einer Karriere stärker engagieren, Zeit und Interesse investieren, zahlt sich das nicht nur ökonomisch aus.“
Passende Antworten GEben
Das »Technikzentrum GEsamtschule Waltrop« mit seinen Partnern aus Schulen und Unternehmen gibt eine passende Antwort auf die Herausforderungen und Probleme, welche Gegenstand des erwähnten Business Talks waren. Unserer Schule zeigt mit ihren Unterrichtswegen, Strukturen und Menschen besagte »Türen« und öffnet sie GEmeinsam. Keine Schülerin, kein Schüler verlässt unsere Schule ohne Perspektive – wir leisten uns keine 6 Prozent!