Eine typische GEsamtschul-Karriere

Dominik Schad
© GEsamtschule Waltrop

Tau­sen­de Kin­der ha­ben seit ih­rer Grün­dung vor über 30 Jah­ren die GE­samt­schu­le Wal­trop er­folg­reich be­sucht und ste­hen in un­se­rer Stadt, in der Re­gi­on und weit dar­über hin­aus ihre Frau und ih­ren Mann. Hier­bei agiert un­se­re Schu­le mit un­ge­bro­che­nem Pio­nier­geist, In­no­va­ti­on und Krea­ti­vi­tät. Er­geb­nis sind jun­ge Men­schen, die ihr Le­ben in die Hand neh­men und an ver­schie­den­sten Stel­len Ge­gen­wart und Zu­kunft un­se­rer Ge­sell­schaft ge­stal­ten. Ei­ner da­von ist der heu­ti­ge Reck­ling­häu­ser Kreis­di­rek­tor und Käm­me­rer Do­mi­nik Schad. Als er die GE­samt­schu­le Wal­trop 2002 mit dem Ab­itur in der Hand ver­ließ, ver­mu­te­ten be­reits ei­ni­ge Zeit­ge­nos­sen, dass die­ser jun­ge Mann sei­nen Weg ma­chen wird.

Be­wuss­te Ent­schei­dung pro GE­samt­schu­le

Neun Jah­re zu­vor stand, wie er selbst sagt, ein leb­haf­tes Kind mit ei­ner dia­gno­sti­zier­ten Lese-Recht­schreib-Schwä­che (LRS) und ohne jeg­li­che hand­werk­li­che Fä­hig­kei­ten auf den Stu­fen des Aka­zi­en­we­ges und be­gann sei­ne GE­samt­schul-Kar­rie­re. Do­mi­nik Schads El­tern hat­ten sich da­mals be­wusst für die GE­samt­schu­le ent­schie­den. Das Wort »Kar­rie­re« pass­te da­bei schon zu die­sem Zeit­punkt her­vor­ra­gend. Schnell wur­de er Klas­sen­spre­cher, Jahr­gangs­spre­cher, schließ­lich Schü­ler­spre­cher. Dar­über hin­aus en­ga­gier­te er sich in fast al­len Gre­mi­en der Schul­ge­mein­de und zog sei­ne Krei­se fast lo­gisch über die­se hin­aus. Schad en­ga­gier­te sich sech­zehn Jah­re im Wal­tro­per Stadt­rat und war hier von 2012 bis 2017 Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der der SPD. Ei­ni­ge sa­hen da schon eine kom­mu­nal­po­li­ti­sche Grö­ße her­an­wach­sen, aber auch ge­rad­li­nig er­schei­nen­de Le­bens­we­ge ha­ben Ver­zwei­gun­gen.

Dominik Schad
© GE­samt­schu­le Wal­trop

„Wur­de da ab­ge­holt, wo ich stand…”

Noch blicken wir aber auf sei­ne Schul­zeit. Sel­ber schätzt er rück­blickend ein: „Die Schu­le hat mich da ab­ge­holt, wo ich stand.“ Die He­te­ro­ge­ni­tät von Un­ter­richt, das Mit­ein­an­der, das För­dern von En­ga­ge­ment und der feh­len­de so­zia­le Druck, sind Din­ge an die sich der heu­te 42-jäh­ri­ge Ver­wal­tungs­chef des Krei­ses Reck­ling­hau­sen gern er­in­nert. Be­reits in der 8. Klas­se pro­gno­sti­zier­ten sei­ne Klas­sen­leh­rer Bir­git Schä­fer und Uli Blank wäh­rend ei­ner der vier­tel­jähr­lich statt­fin­den­den Lern­ent­wick­lungs­kon­fe­ren­zen sein Po­ten­ti­al für das Ab­itur. Dass der mit »LRS« dia­gno­sti­zier­te Do­mi­nik je­doch spä­ter ein­mal die Re­den des Land­rats oder Fach­pu­bli­ka­tio­nen schrei­ben wür­de, wohl eher nicht. För­dernd und her­aus­for­dernd war die­se Zeit, Lern­erfol­ge stell­ten sich schnell ein, die »LRS« ver­flog und ne­ben dem Team­ge­dan­ken lern­te er das Ler­nen. Die­se Kom­pe­ten­zen soll­ten sich auf sei­nem wei­te­ren Weg noch als vor­teil­haft er­wei­sen.

So­zi­al-po­li­ti­sches En­ga­ge­ment

Nach dem Zi­vil­dienst im Wal­tro­per Kran­ken­haus stand schnell fest, dass eine me­di­zi­ni­sche Kar­rie­re nicht an­ge­sagt ist. Das so­zia­le und po­li­ti­sche En­ga­ge­ment, wel­ches er ja be­reits aus­gie­big prak­ti­zier­te, wur­de dann be­rufs­wei­send und ein Stu­di­um, un­ter and­rem in Ar­beits- und Wirt­schafts­so­zio­lo­gie, schuf die Ba­sis für den wei­te­ren Weg. Da­bei blieb im­mer die Ver­bin­dung zu sei­ner Schu­le be­stehen und Do­mi­nik Schad über­nahm in ei­ner kom­pli­zier­ten Si­tua­ti­on die Lei­tung des För­der­ver­eins. Da­bei setz­te er sich in sei­ner Hei­mat­stadt en­ga­giert für die Be­lan­ge sei­ner Schu­le ein. Schon da­mals galt es un­ter­schied­li­che Sicht­wei­sen und In­ter­es­sen zu be­rück­sich­ti­gen, zu mo­de­rie­ren, Wi­der­stän­de zu bre­chen und die Wich­tig­keit der GE­samt­schu­le in Wal­trop zu ver­mit­teln.

Der tief in Wal­trop ver­wur­zel­te Schad blieb nach dem Stu­di­um dem »Pott« treu, ver­dien­te sich er­ste Me­ri­ten in der Her­te­ner Wirt­schafts­för­de­rung und als Bü­ro­lei­ter des da­ma­li­gen Land­rats im Vest, führ­te an­schlie­ßend als NRW-weit jüng­ster Lei­ter ei­nes Job­cen­ters, gut tau­send Mit­ar­bei­ten­de in Reck­ling­hau­sen und ist seit 2024 in sei­ner Funk­ti­on als Kreis­di­rek­tor der er­ste Stell­ver­tre­ter des am­tie­ren­den Land­rats in­ner­halb  der Kreis­ver­wal­tung des Krei­ses Reck­ling­hau­sen. Auf die­sem durch­aus be­ein­drucken­den Weg galt es, sich zu ent­schei­den, durch­zu­bo­xen und selbst­be­wusst auf­zu­tre­ten. Da­bei trifft der »Ver­wal­tungs-Quer­ein­stei­ger« im­mer  auf Men­schen un­ter­schied­lich­ster so­zia­ler und kul­tu­rel­ler Her­kunft. Schad kann und braucht sich da­bei nicht zu ver­stel­len, er kennt und be­herrscht die un­ter­schied­li­chen So­zio­lek­te und dies nicht nur theo­re­tisch son­dern auch prak­tisch. Das bringt so eine »Ge­samt­schul-Kar­rie­re« ein­fach mit sich!

Und dann ist da noch die­ser Schlüs­sel­mo­ment. Die er­ste schrift­li­che Prü­fung im Stu­di­um. Als ein­zi­ger Ge­samt­schü­ler und dann noch mit »LRS« un­ter lau­ter Gym­na­sia­sten mit hu­ma­ni­sti­schem  Bil­dungs­gang. „Kannst du das?“ Er ging in die Of­fen­si­ve, stell­te sei­ne Vor­be­rei­tun­gen und sei­ne Be­den­ken ein­fach dem prü­fen­den Pro­fes­sor vor. Die­ser sah und hör­te sich al­les an und ent­geg­ne­te Do­mi­nik Schad: „Ent­span­nen Sie sich, sieht gut aus!“ Die spä­te­re Prü­fungs­no­te lau­te­te 1,0.