Am vergangenen Freitag (1. März 2024) war wieder so ein Tag, der deutlich machte, warum die Idee des »Technikzentrums« innerhalb kürzester Zeit so gut funktioniert. Schon morgens entdeckte man auf dem Schulhof das Auto des Waltroper Traditionsunternehmens Metallbau BOLLRATH und wohlbekannte Gesichter gingen zielsicher Richtung Werkstatt. Metallbaumeister Markus Pelkmann und Mitarbeiter Joshua Beerenbrock kennen sich bereits gut auf dem Gelände der GEsamtschule Waltrop aus.
Fast zeitgleich lief MINT-Koordinator und TZ-Erfinder Ahmet Akbulut mit einem Tablett frisch belegter Brötchen durchs Gebäude, organisierte noch Kaffee und begrüßte die beiden Metallbauer. Ein freudiges „Hallo!”, denn man kennt sich gut. Kurze Lagebesprechung bei Kaffee und Brötchen und dann ab an die Vorbereitung des Workshops »Kerzenständer«. Eine Stunde später wechselten zehn Schüler des 9. Jahrgangs den Unterrichtsort und griffen zu Feile, Gliedermaßstab und Metallsäge.
Dass diese Abläufe, wenn ein Partnerbetrieb anrollt, reibungslos funktionieren, Schülerinnen und Schüler gut vorbereitet, ihre jeweiligen Fachlehrer bestens informiert sind und ihren Fachunterricht nicht vernachlässigt sehen, erforderte natürlich eine Menge Vorarbeit. Beide Seiten, Betriebe und Schule mussten sich gegenseitig kennenlernen, miteinander sprechen, Ängste und Vorurteile offen zugeben und auch abbauen. Das ist zugegebenermaßen ein Prozess, definitiv kein Selbstläufer und klappt nicht bei jedem.
Flexibilität, Mut und die Bereitschaft, neue Wege einzuschlagen, lassen das »Prinzip Technikzentrum« jedoch bereits im ersten Jahr zu einer Erfolgsstory werden. Metallbaumeister Markus Pelkmann, der schon das »Projekt Menora« mit seiner ruhigen und zugewandten Herangehensweise maßgeblich prägte, ist von diesem Prinzip überzeugt. Für das kommende Ausbildungsjahr hat er mit Celina Stickan bereits eine engagierte Auszubildende gefunden, zwei Schüler des 10. Jahrgangs noch zum Probearbeiten in den nächsten Tagen auf seinem Firmengelände und ab Montag bis zu den Osterferien zwei Blockpraktikanten des 9. Jahrgangs im Haus.
Auch am Freitag, 1. März 2024 waren übrigens wieder alle Plätze im »Workshop Kerzenständer« der Firma BOLLRATH belegt. Die Teilnahme an den durch die BoPU-Lehrerinnen und ‑Lehrer vorbereiteten Workshops ist freiwillig! Dieses Vorgehen weicht bewusst von der vielerorts üblichen verordneten Vorgehensweise bei der Berufsorientierung ab. Persönliches Interesse, Attraktivität und Freiwilligkeit sind die Voraussetzungen für den Erfolg. Dieser Herausforderung müssen sich beide Seiten ständig stellen, wenn sie Jugendliche davon überzeugen wollen, dass eine »Duale Ausbildung« im handwerklichen Bereich für Jungen und für Mädchen eine attraktive und zukunftsweisende Entscheidung ist.
Am Ende des BOLLRATH-Workshops waren alle Beteiligten einmal mehr begeistert und von ihrer Herangehensweise bei der Entwicklung des Interesses am Handwerk überzeugt. Überzeugt ist auch der nächste Betrieb: Elektromeister Matthias Koutecky war am gestrigen Nachmittag in der Schule und besprach abschließend mit Ahmet Akbulut und ZDI-Regionalkoordinator Markus Real den ersten Workshop seines Unternehmens im Technikzentrum. Einen interessierten Azubi hat er bereits über den kleinen Dienstweg in seiner ehemaligen Schule gefunden. Allerdings will sein Unternehmen wachsen und dazu benötigt er gute Mitarbeiter. Da diese in Deutschland aktuell Mangelware sind und nicht von allein in die Betriebe finden, geht er den systematischen Weg der Nachwuchsgewinnung: Das »Prinzip Technikzentrum«.